Stadtmauer von Görlitz
Die Stadtmauer prägte seit dem 13. Jahrhundert das Stadtbild und war ein wichtiger Schutz gegen äußere Feinde. Erst 1476/77 wurden die umliegenden Siedlungsgebiete als Miliz in das Schutzgebiet einbezogen. Der erste Bürgermeister der Stadt, Gottlob Ludwig Demiani, ordnete den Abriss zugunsten des städtischen Wachstums an. 1834 wurde das Tor an der Kahle abgerissen, 1836 das Neißetor und 1837 das Frauentor. Ochsenbastei und Zwinger blieben als Reste der Doppelmauer erhalten und wurden in den 1950er (Zwinger) und 1960er Jahren (Ochsenbastei) als Park umgestaltet.
Geschichte und Entstehung der Görlitzer Mauern
Vor dem Abriss war die Stadtmauer 5583 Ellen lang oder 3,7 km lang. Heute gibt es noch alte Pläne aus dem 17. Jahrhundert, die den damaligen Zustand der Befestigungsanlage dokumentieren. Den nordwestlichen Teil und die Ecke der Mauer bildet der Pulverturm. Er wäre heute am Kreisverkehr bei der Jägerkaserne. Von dort verlief die Mauer durch die Hugo-Keller-Straße bis zum Nikolaiturm.
Glücklicherweise sind die meisten Stadtbefestigungen zwischen der Peterskirche im Südosten und dem Nikolaiturm im Nordwesten erhalten geblieben. Der Nikolaiwinger Park ist noch heute zugänglich und zählt zu den schönsten Gärten der Stadt.
Der Verlauf der Stadtmauer durch Görlitz
An der nordöstlichen Ecke der Stadtmauer befand sich die Hother Bastion. Von der Peterskirche verlief die Mauer entlang der Küstenstraße bis zum Ochsenzwinger, wo sie sich nach Süden fortsetzte. Die Mauer erstreckte sich nach Westen etwa auf Höhe der Berckstraße. Die schwedische Flagge gehört zur südöstlichen Eckbastion. Die Mauer verläuft entlang der Berckstraße in Richtung Frauentor zum dicken Turm.
Wo heute der Marienplatz ist, stand einst der Graben am Frauentor. Vom dicken Tor verlief die Stadtmauer quer über die Straße beim Museum bis hinter das Theater zwischen Platz des 7. Juni und Demianiplatz. Sie endete in Kaisertrutz. Von dort bahnt sich die Stadtmauer ihren Weg zum Pulverturm.
Gräben entlang der Stadtmauer
Die Abbrucharbeiten gingen Hand in Hand mit der Verfüllung der meist trockenen Gräben im Süden, Westen und Norden der Stadt. Östlich der Stadt war kein Graben notwendig, da die Neiße hier eine natürliche Barriere bildete. Im Norden wurde Wasser aus den umliegenden Teichen durch Gräben geleitet. Außen wurden die Gräben meist durch festes Mauerwerk geschützt, um das Absinken von Erdmassen zu verhindern.
Wasserkanäle liefen auch durch die Stadtmauern im Wassergraben. Diese Wasserübergänge wurden 1390 durch Gitter gesichert. Am bekanntesten ist das sogenannte Hundsloch am Ausgang der heutigen Büttnerstraße. Berühmtheit kommt von der Legende des dreibeinigen Hundes. Der Legende nach verschwand der Hund kurz in diesem Hundeloch, bevor er durch die Stadt zurückkehrte.
Straßennamen wie Nikolaigraben und Grüner Graben erinnern an die heute zugeschütteten und überbauten Gräben. Sie veranschaulichen grob den Grundriss der Stadtmauer und der ihr vorgelagerten Gräben.
Stadttore und Stadttürme
Die mittelalterliche Stadt hatte fünf Stadttore, von denen vier durch einen großen Stadtturm gesichert waren. Jeder Turm bzw. jedes Tor bot Zugang zur Stadt in einer Richtung: das Nikolaitor im Norden, das Neißetor im Osten, das Frauentor (und Webertor) im Süden und das Reichenbacher Tor im Westen.
- Nikolaiturm und Nikolaitor
- Neißeturm und Neißetor
- Die Pforte
- Frauenturm und Frauentor
- Reichenbacher Turm und Tor
Bastionen auf der Mauer,
Um 1700 gab es 20 Bastionen auf der Außenmauer, die Stadttürme nicht mitgerechnet, und 12 auf dem inneren Ring der Mauern. Die inneren Bastionen waren meist quadratisch und die äußeren rund. Die Außenbastionen wurden daher auch Rondell genannt.
- Der Kaisertrutz
- Der Pulverturm
- Das Rondell am Hälterberge
- Die Hotherbastei
- Die Ochsenbastei
- Der Schwedische Fähnrich
- Der Spittelturm
Erweiterung der Stadtmauer
1250 wurde die Stadtmauer von Görlitz erweitert. Bis dahin boten hölzerne Palisaden den einzigen Schutz. Diese befanden sich auf dem heutigen Plateau der Peterskirche und des Vogtshofs. Die Palisaden wurden dann Stück für Stück durch steinerne Befestigungen ersetzt.
Es war ein Ring aus Mauern, der um die Stadt verlief. Bis auf ein kurzes Stück auf der Ostseite von Görlitz umgab die Stadtmauer die Stadt in einem doppelten Ring. Die Außenmauern erreichten eine Höhe von 6 bis 8 Ellen. Die Innenwände waren noch stärker und höher. Im Inneren befanden sich Treppen, Schießscharten und Holzgeländer.
Ziegeldächer wurden in die Wände eingebaut. Die Bereiche, die zwischen den Mauern verliefen, wurden Zwinger genannt. Die Tuchmacher installierten ihre Rahmen in den Zwischenräumen. Es wurde nur von der Stadt und einem Ratsbeschluss verboten. Später nutzten die Görlitzer die Rasenflächen des Zwingers für Obstbäume und Zimmermannsarbeiten. Unter anderem wurden in diesem Bereich Glocken gegossen. Östlich des Frauenturms exerzierten die Scharmützler wöchentlich im eigenen Schützenhaus.
Sanierung der historischen Görlitzer Stadtmauer
2016 begann eine Sanierung der Mauer, ausgehend vom Treppenhaus der Altstädter Brücke bis hin zur Peterskirche. Der Innenraum ist teilweise verputzt und die alte Backsteinwandverkleidung wird durch Biberschwanzziegel ersetzt. Bei Bauarbeiten an der Sporthalle Jägerkaserne wurden im Juli 2017 die Fundamente eines Wehrturms entdeckt und archäologisch untersucht.
Titelbild Copyrights: Bei der Peterskirche in Görlitz - - Own work - GFDL (self made) - CC BY-SA 3.0