Verrätergasse
Die Verrätergasse ist eine Gasse in der historischen Altstadt der Stadt Görlitz in der Oberlausitz. Das kurze, schmale Gleis verbindet den Obermarkt im Süden mit der Langenstraße im Norden. Die Häuser in der Gasse sind alle Seiten- oder Hinterbauten der Langenstraße und des Obermarktes. Die Gasse hat ihren Namen von einem Ereignis im Jahr 1527, dem Aufstand der Tuchmacher von Görlitz.
Die Görlitzer Verrätergasse die vom Obermarkt nach der Langenstrasse führt, ist die engste Gasse die die Görlitzer Altstadt kennt. Ein DenkMal.
Die Legende der Verrätergasse in Görlitz
Am Obermarkt Spaß haben und Leute beobachten, wenn die Turmuhr der Dreifaltigkeitskirche schlägt. Fast jedes Mal werden Sie sehen, wie verwundert einzelne auf ihre Armbanduhren starren und zweifeln, ob ihre hochmodernen Zeitanzeigen plötzlich um sieben Minuten verlangsamt werden. Aber die Turmuhr hat etwas damit zu tun. Seit jeher wird dieser Glockenturm „der Mönch“ genannt, und wenn die Glocke seiner Uhr läutet, bedeutet das einfach „der Mönch läutet“. Vor 1565 gehörte der Turm zur Klosterkirche der Franziskaner. Seit Menschengedenken hört man die Turmuhr immer sieben Minuten im Voraus schlagen.
Die Witzbolde erklärten es wahrscheinlich damit, dass die Rathausleute einen Hinweis haben sollten, rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause zu kommen, um die Ehefrauen nicht zu verärgern. Andere haben das vorzeitige Klingeln mit dem Klostergymnasium in Verbindung gebracht. Langschläfer unter den Schülern sollten abgeschreckt und zum Aufstehen angehalten werden, um pünktlich zum Unterricht zu kommen. Meistens soll das merkwürdige Verhalten der Mönchs-Uhr aber etwas mit der schmalen Gasse zu tun haben, die über den Platz zur Langenstraße führt und den ungewöhnlichen Namen „Verrätergasse“ trägt.
Dieser Legende nach versammelten sich 1527 verärgerte Bürger, um den Rat abzusetzen, seine Mitglieder zu töten und sogar die Stadt in Brand zu stecken. Die Verschwörer trafen sich durch eine Hintertür in einem Haus in der Langengasse, das direkt am Eingang der schmalen Gasse liegt, und besprachen dort ihren Plan für den Aufstand. Sie blieben meist bis Mitternacht zusammen und kehrten erst nach Hause zurück, als sich der Nachtwächter verabschiedet hatte und die Straßen menschenleer waren. Eines Nachts jedoch schlug die Uhr im nahe gelegenen „Monk“-Turm sieben Minuten zu früh. Der Nachtwächter bemerkte von weitem, wie dunkle Gestalten vorsichtig aus der Hintertür kamen und flohen. Er wurde misstrauisch, meldete die Sache dem Rathaus, und so kam der Aufstandsplan heraus. Die Verschwörer wurden auf dem Fischmarkt vor dem alten Viehhaus hingerichtet.
Fortan erhielt die Seitenstraße den Namen „Verrätergasse“. Allerdings ließ der Rat an der Hintertür eine Steinplatte anbringen, die noch heute zu sehen ist. Es trägt die Buchstaben „D V R T“ und die Jahreszahl 1527. Die vier Buchstaben werden seit Jahrhunderten als Abkürzung für „Die verräterische Rote Tür“ gedeutet. Seitdem wird die Mönchsuhr immer so gestellt, dass sie sieben Minuten früher schlägt. Und die Ältesten wissen es gut. Es wird mit gutem Grund angenommen, dass kein Geringerer als der mächtige Oberstadt-Angestellte Johannes Hass nach seinem Sieg über die Tuchmacher alles bestellt hat. Wahrscheinlich sollte es den zufriedenen Handwerkern einprägen, was für ein schlimmes Ende es nehmen würde, wenn sie sich erneut den Mächtigen der Stadt stellen würden. Die ermordeten Bürgerrechtler sollten in der Nachwelt einen schlechten Ruf als verantwortungslose Brandstifter und Verräter der Stadtgesellschaft haben. Bis vor kurzem waren solche Dinge in unserer Geschichte nicht einmal so selten. So können Sie Ihren eigenen Vers erfinden, das Straßenschild „Verrätergasse“ lesen und die Mönchsuhr wie gewohnt sieben Minuten im Voraus schlagen hören.
Unterkunft in der Nähe der Verrätergasse in Görlitz
Die Verrätergasse auf der Karte
Die Gedenktafel auf der Verrätergasse
Die Gedenktafel erinnert an den gescheiterten Aufstand der Görlitzer Tuchmacher.
Von Frank Vincentz – Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, Link
Die Inschrift lautet wie folgt:
„1527 planten die Tuchmacher von Görlitz ihren dritten Aufstand gegen den Rat, um sich an der Regierung der Stadt zu beteiligen. Ihre Führer versammelten sich im Hinterhaus in der Peter-Liebig-Langenstraße 12 und horteten dort Waffen. Der Aufstand wurde vorzeitig entdeckt und niedergeschlagen: 9 Verschwörer wurden als Verräter der Stadt hingerichtet, 19 gefoltert und 25 geächtet. Seitdem trägt die Tür, durch die sie Liebigs Haus betraten, die Inschrift „D V R T 1527“: „Die verrottete Tür des Verräters“ – daher der Name Verraetergasse.
Aufstand der Görlitzer Tuchmacher
Beim Aufstand der Görlitzer Tuchmacher im September 1527 versuchten verärgerte Ratshandwerker, das Rathaus von Görlitz zu stürmen, den Rat gewaltsam zu stürzen und die Festgenommenen zu befreien. Ein Tuchmacher, der an der Planung beteiligt war, und ein Schneidermeister, der erfolglos in den Aufstand verwickelt werden sollte, enthüllten die Pläne dem Rat, der seinen Untergang verhindern konnte. Dann wurden neun der aufständischen Handwerker hingerichtet, einige blieben auf freiem Fuß.
Revolte
Der Tuchmacher Peter Liebig suchte nun Unterstützung, um Häftlinge vor möglicher Folter zu schützen, also aus der Haft zu entlassen. Im Haus Peter Loschens (Peter Losch) (Brauerei) „hinter dem Kloster an der Ecke“ (heute Klosterplatz 14 und Nonnengasse 18 und 19) die Freigabepläne. Man wolle zunächst um die Freilassung bitten, falls dies nicht auch mit Gewalt geschehe.
Liebig stellte sein Haus (heute Langenstraße 12 nahe Verrätergasse) zur Besichtigung und Waffenaufbewahrung zur Verfügung, wo am 18. September eine Mitgliederversammlung stattfand. Es war die Rede davon, mit dreißig bis fünfzig Mann das Rathaus zu stürmen, „die Sturmglocke zu läuten“, „den Rat … des Rathauses zu stürzen, zwei Älteste zu verhaften, zwei zu verbürgen“ (auch „zu erzwingen sie Bürgen stellen“) oder „den Rat mit Hammerschlägen und Gewalt töten“. Da die Ratsherren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Rathaus waren, wurde der Aufstand auf den 19. oder 20. September verschoben.
Am Abend des 18. September ging der junge Tuchhändler Hans Schulz zu Hass‘ Diener Lorenz und vertraute ihm Liebigs Pläne an. Als Schneidermeister Paul Horther ihm zudem mitteilte, dass sein Nachbar ihn gebeten habe, „die Waffen bereit zu halten“ und man morgen „nach ihm“ (fragen) wolle, überwand Knecht Lorenz seine anfänglichen Zweifel an Schulz. Horther habe ihm auch erklärt, dass „es nur Sache des Rates sei, die Bürger zu den Waffen zu rufen“, aber er befürchte, „dass sie etwas gegen den Rat intrigieren“. So sagte Lorenz zu Johannes Hass, der „eine wirklich ernste Gefahr“ vor sich sah, aber am nächsten Morgen früh nach Löbau musste, um den Rat von Zittau zu treffen. Er könne demnach nur mit dem Ratswächter Caspar Stetzel sprechen, damit er dies dem neuen Bürgermeister Peter Thiele melden könne.
Die Zeitangaben für diese Veranstaltungen weichen leicht voneinander ab: Laut Otto Kämmel berichtete Hans Schulz am Mittwochabend (18. September) und der Schneidermeister (Horther) bestätigte am Donnerstagabend dem Ratsdiener Lorenz Liebigs Pläne, der sie nur übergab. nur bei Johannes Hass am Freitag (20. September). . September) erzählte, als er schon nach Löbau hinauf sollte und auch der Aufstand stattfinden sollte. Laut Richard Jecht bestätigte Knecht Lorenz die Pläne der Handwerker, die er am Mittwochabend durch den Bericht des Schneidermeisters erhalten hatte, nachdem er den Bericht von Hans Schulz zu einem früheren, aber nicht näher bezeichneten Zeitpunkt vorgelegt hatte. Demnach waren der Aufstand und die Reise von Johannes Hass nach Löbau auf Donnerstag (19. September) angesetzt.
Bürgermeister Peter Thiele rief sofort nach Erhalt von Hass‘ Bericht die Ratsältesten, und Liebigs Haus wurde vom Rat besetzt. Die Waffen wurden im Haus gefunden und Liebig zum Rathaus gebracht. Er leugnete zunächst, gestand aber unter Folter Komplizen, zu denen sofort Bedienstete des Rates, dann der Rottmeister und seine Söldner geschickt wurden. Etwa 20 Beteiligte konnten fliehen, andere, darunter Liebig und Stolzenberg, wurden festgenommen.
Luthers Urteile und Gnadengesuch
Am 25. September wurde Liebig enthauptet und Stolzenberg gevierteilt. Am 28. September werden auch Baier und Ohnesorge enthauptet.[20] Fiedler und Schwalm, die nach Breslau geflüchtet waren, wurden am 19. Oktober in Breslau im Beisein von Richter Paul Schneider enthauptet. Lorenz Lange und Franz Siegart (auch Siegert), die beide nach Breslau geflüchtet und verhaftet worden waren, wurden auf Fürsprache des Breslauer Reformators Johann Heß befreit, aber aus der Stadt ausgewiesen. Deutschmann und Neumann wurden am 8. Januar 1528 hingerichtet. Teller und Posselt besuchten Martin Luther in Wittenberg. Er sagte ihnen jedoch, dass er in der Lage sei, „Rat und Urteil zu geben, wenn das Gewissen niedergedrückt ist, aber nicht in weltlichen Angelegenheiten“. Außerdem hätten sie „Unrecht getan, und Pfaffe Hase hätte, wenn sie das gesagt hätten, wie ein Schläger, Verräter und Bösewicht gehandelt“. Dennoch bat Luther den Kurfürsten (Johann der Beständige) und den sächsischen Kanzler um Teller und Posselt, die ohne Erfolg eingesetzt wurden. Er hatte einen Brief an den Rat von Görlitz geschickt, der aber nicht ankam. Als Teller es trotzdem lesen konnte, hielt er es für „eine schlechte vorläufige Anfrage“. Teller begab sich Ende Juli 1528 achtlos in sein Haus in Görlitz und wurde verhaftet. Er wurde sieben Mal unter Folter verhört und wurde weithin angezeigt. Er wurde am 10. Oktober 1528 auf dem Untermarkt enthauptet.
19 Flüchtlinge („weniger schwerwiegend“) wurden gefangen genommen, aber größtenteils gegen Kaution freigelassen, einige wurden unter Hausarrest gestellt. Die Flüchtenden, die nicht mehr eingeholt werden konnten, wurden geächtet und von Landreitern auf allen Landstraßen und in Gasthöfen gesucht.