Kasernen von Görlitz – Jägerkaserne | Courbière-Kaserne | Kleist-Kaserne | Winterfeldt-Kaserne
Preußische Soldaten lebten zunächst bei Familien aus Görlitz. Erst 28 Jahre nach dem Einzug der ersten Garnisonstruppen ließen sich die Soldaten in der von der Stadt errichteten Jägerkaserne nieder. Im Laufe der Jahrzehnte wurden weitere Kasernen gebaut, diese befanden sich jedoch in den Vororten östlich der Neiße. Vor allem in den 1930er Jahren entwickelte sich die Oststadt immer mehr zu einem militärisch geprägten Stadtteil. Der 1925 eingerichtete Flugplatz wurde ab den 1930er Jahren auch von der Luftwaffe beansprucht. Im vorletzten Kriegsjahr 1944 befand sich dort auch ein Fliegerhorstkommando.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Ostteil der Stadt unter polnische Verwaltung gestellt. Einige der Kasernen in der alten Oststadt wurden nun auch von den polnischen Streitkräften genutzt. Das Funkingenieur-Aufklärungsbataillon verließ 1998 als letzte Einheit die Stadt Zgorzelec. Die ehemaligen Kasernen im heutigen Görlitz und Zgorzelec werden alle zivil genutzt.
Jägerkaserne in Görlitz
Ehemalige Jägerkaserne am Rande der Nikolaivorstadt Görlitz, errichtet an der Stelle der abgerissenen mittelalterlichen Stadtbefestigung. Zu DDR-Zeiten wurde der Komplex zu Wohnzwecken genutzt. Nach 1990 wurde es zu einem Verwaltungszentrum mit den Ämtern der Stadtverwaltung und des Landkreises Görlitz umgebaut.
Beschreibung des Bauwerks
Der Grundriss der massiven dreiflügeligen Kaserne gleicht einem römischen Castrum. An jeder der vier Ecken sitzt ein mächtiger Eckturm. Ebenfalls in der Mitte der über 100m langen Fassade flankieren zwei Türme den Eingang. Die Fassade ist aus unregelmäßigem Schutt, die Fensteröffnungen, die Gesimse und die Zinnen der Türme sind aus Backstein. Bei den Umbauarbeiten wurde das ehemals dreigeschossige Gebäude im Dachbereich um eine Etage aufgestockt, erkennbar an seinem markanten Fensterband rundum.
Geschichte der Jägerkaserne in Görlitz
Am heutigen Standort der Jägerkaserne befanden sich bis in die 1840er Jahre Teile der Stadtbefestigung von Görlitz – darunter der sogenannte Bauzwinger, der Graben und der Kreisverkehr auf den Halterbergen. Nachdem die Befestigungsanlagen der Stadt in den 1840er Jahren abgebaut wurden, um das Wachstum der Stadt zu einem mittelalterlichen Korsett nicht zu unterdrücken, forderte der preußische Staat, dass die Stadt den Verlust der Befestigungsanlagen durch den Bau massiver neuer Kasernen für eine Garnison von 600 Mann kompensieren sollte. Schließlich baute die Stadt zwischen 1854 und 1858 die heutige Jägerkaserne für das 1. Schlesische Jäger-Bataillon Nr. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 diente das Gebäude als Unterkunft für verschiedene in Görlitz stationierte Militäreinheiten.
Nach dem Krieg diente das Gebäude zunächst als Unterkunft für Flüchtlinge aus den Gebieten östlich der Lausitzer Neiße und wurde dann bis zur Wiedervereinigung als Wohnanlage genutzt. 1990 begann die Stadt mit der denkmalpflegerischen Sanierung und dem Umbau des Gebäudes zu einem modernen Bürokomplex, der heute als zweites Rathaus die Technischen Dienste der Stadt beherbergt. Mit Inkrafttreten der Sächsischen Kreisreform am 1. August 2008 war die Jägerkaserne bis zur Fertigstellung des neuen Kreisamtes (2013) in der Innenstadt südlich des Bahnhofs auch Sitz des Kreises Görlitz.
Standort der ehemaligen Kaserne in Görlitz
Die ehemalige Kasernenanlage liegt auf einem Hügel über den Dächern der Nikolaivorstadt – dem sogenannten Halterberg. Auf der Westseite des Gebäudes kreuzen sich der Grüne Graben und die Hugo-Keller-Straße. Der Haupteingang des Gebäudes befindet sich auf der Südseite an der Hugo-Keller-Straße. Die Adresse der Jägerkaserne lautet Hugo-Keller-Straße 14.
Adresse:
Jägerkaserne
Hugo-Keller-Straße 14
02826 Görlitz
Neue Kaserne/Courbière-Kaserne
Der Bau der neuen Kaserne begann 1890 auf der Ostseite der Lausitzer Neiße. Der Kasernenkomplex wurde auf dem ehemaligen Exerzierplatz errichtet. Der weitläufige Innenhof bot Platz für die Ausbildung der Soldaten. Am 1. Oktober 1896 bezogen die ersten Soldaten die neue Kaserne in der Trottendorfstraße 10 (heute: ulica Armii Krajowej). Zu den ersten Einheiten gehörten der Generalstab und das 1. Bataillon des 19. Infanterieregiments. Das Gebäude war ein typischer preußischer Klinkerbau der Vorkriegszeit. Aufgrund der roten Backsteine wurde die Kaserne im Volksmund Rote Kaserne genannt. Ab 1938 trug sie auch den Namen „Caserne Courbière“, benannt nach dem ehemals dort stationierten gleichnamigen Regiment und dem preußischen Marschall Wilhelm René de l’Homme de Courbière. Mitte der 1930er Jahre wurde die Kaserne modernisiert und um weitere Gebäude erweitert, z. B. der Winterberg-Block. An der östlichen Außenwand wurde ein Steinadler der Wehrmacht geschaffen. Heute beherbergt der Kasernenkomplex eine Grundschule, ein Notariat, eine Kfz-Werkstatt sowie zahlreiche Groß- und Einzelhändler.
Kleist-Kaserne
Die Kleist-Kaserne wurde 1935 in der Kleiststraße (heute: ulica Bohaterów II. Armii Wojska Polskiego) in der Oststadt unweit der neuen Kaserne errichtet. Das 2. Bataillon des 30. Infanterie-Regiments der 18. Infanteriedivision zog in die Kaserne ein, noch bevor der Bau der zwei- oder dreistöckigen Häuser abgeschlossen war. Am östlichen Kaserneneingang befand sich in der Mitte des Seitenschiffes eine Säule, die von einem Wehrmachtsadler mit Hakenkreuz in einem Ehrenkranz bekrönt wurde. Auf der Säule stand auch der Name Kleist-Kaserne, den die Kaserne in Erinnerung an den preußischen Generalfeldmarschall Friedrich von Kleist erhielt. Im weitläufigen Hof der Kaserne fanden Übungen und regelmäßige Demonstrationen für die Bevölkerung sowie die Eidesleistung statt. Zum Beispiel wurden an den jährlichen Soldatentagen Luftangriffe oder Panzerübungen durchgeführt.
Winterfeldt-Kaserne
Die Winterfeldt-Kaserne war der letzte Kasernenneubau vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und wurde 1936 im damaligen südöstlichen Teil von Görlitz, Moys, als Ausbildungszentrum und Unterkunft für den deutschen Zug errichtet. Beobachtung 18. Am östlichen Eingang der Kaserne befand sich ein Wehrmachtsadler, der auf einem massiven, quaderförmigen Sockel aus regelmäßig behauenen Steinen ruhte. Unter den Klauen des Adlers befand sich ein Hakenkreuz und darunter wiederum die Inschrift Winterfeldt Kaserne. Der Sockel existiert heute noch, aber Reichsadler, Hakenkreuz und Inschrift wurden entfernt. Benannt wurde die Kaserne nach dem preußischen General Hans Karl von Winterfeldt, der in der nahe gelegenen Schlacht bei Moys schwer verwundet wurde und schließlich in Görlitz seinen Verletzungen erlag.