15.Meridian Meridianstein

In Deutschland sind die Uhren gefälscht, auch wenn sie tatsächlich genau gehen. Dasselbe gilt für München und Hamburg, Berlin und Hannover. Nur eine Stadt kann sich rühmen, eine Ausnahme zu sein, und das ist Görlitz. Die Stadt an der Neiße, am südöstlichen Ende des Landes, wird als einzige in Deutschland vom 15. Längengrad, der „Mittagslinie“, die die Mitteleuropäische Zeit, kurz MEZ, bestimmt, durchzogen. Bis zur Ausrufung der Sommerzeit stand die Sonne in Görlitz genau um die Mittagszeit auf dem Höhepunkt, während andere deutsche Städte mehr oder weniger hinterherhinkten.

Adresse: Meridianstein, Am Stadtpark in 02826 Görlitz


Der Meridianstein von Görlitz


Der Meridianstein – eine Steinkugel – unweit des Rathauses gibt Auskunft über eine weitere Besonderheit der Stadt – hier wird die mitteleuropäische Zeit bestimmt, da der 15. Meridian (östlicher Längengrad) durch Görlitz verläuft.

Durch Görlitz verläuft der Bezugsmeridian der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ), der 15. Meridian Ost. Im Stadtpark weist eine Steinkugel mit Inschrift darauf hin, dass von hier die Zeit stammt, die in mehr als der Hälfte der europäischen Länder gesetzliche Normalzeit ist. Wenn zum Beispiel die Uhren in Madrid, Brüssel, Oslo, Warschau und Belgrad Mittag schlagen – gleichzeitig – ist es in jeder dieser Hauptstädte nach Ortszeit Mittag. Entweder ist dort der Tageshöchststand der Sonne schon vorbei, oder es dauert noch lange (in Madrid bis zu einer Stunde). In Görlitz hingegen gilt: 12:00 Uhr. = 00:00 Uhr Ortszeit. Und mehrmals im Jahr – die Länge der Sonnentage variiert leicht – effektiv auch wahre Ortszeit, dh. Eine moderne Uhr und eine Sonnenuhr stimmen dann genau überein.

Der Meridianstein wurde 1961 anlässlich des ersten bemannten Raumfluges von Juri Gagarin aufgestellt. Schöpfer und Stifter war der Görlitzer Steinmetz- und Bildhauermeister Carl Däunert. Die Kontinente sind auf einem Globus zwischen dem runden Sockel und dem ebenfalls runden Deckel dargestellt. Auf der Deckplatte markiert eine exakt bemessene Bronzeklammer die Richtung der Meridiane. Die Inschrift bezieht sich auf den Verlauf der Zeitzone von Skandinavien bis Afrika.


Was ist ein Meridian (Zeit)


Die Definition von Zeitzonen basiert auf bestimmten Meridianen. Da eine vollständige Umdrehung der Erde gegenüber der Sonne im Mittel 24 Stunden dauert, beträgt die Zeitdifferenz zwischen dem Meridiandurchgang für zwei Orte, deren Meridiane sich um 360°/24 = 15° unterscheiden, 1 Stunde.

Aus praktischen Gründen und aufgrund politischer Vorgaben spielen Ortszeiten heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Vielmehr wird für ein größeres Gebiet eine einheitliche gesetzliche Zeit in Form einer Zeitzone festgelegt. Die für die jeweiligen Zonen festgelegten Zeiten unterscheiden sich meist um volle Stunden, selten um eine halbe Stunde oder eine Dreiviertelstunde wie in Nepal. Daher liegen die idealen Meridiane zur Abgrenzung von Zeitzonen in der Regel 15° auseinander. Echte Abgrenzungen folgen jedoch in der Regel konkreten nationalen Grenzen. Die Pole sind eine Besonderheit, denn hier laufen alle Meridiane zusammen und alle Zeitzonen fallen zusammen. Für die Antarktis wurde festgelegt, dass überall die koordinierte Weltzeit gilt.


Hotels am Meridianstein in Görlitz



Der Meridianstein in Görlitz auf der Karte


Titelbild Copyrights: Meridianstein im Stadtpark in Görlitz. Neuere Messungen haben allerdings ergeben, dass der 15. Längengrad 137 m östlich des Steins verläuft. - Frank Vincentz - Own work - GFDL (self made) - CC BY-SA 3.0
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